Vor dem historischen Rathaus in Brilon startet der Rothaarsteig am ersten Meilenstein. Schnell geht es aus dem Stadtkern hinein in das Naturschutzgebiet „Drübel“ und nach der Möhnequelle in den Briloner Bürgerwald, wo nach Kyrill über 30 verschiedene Baumarten in einer bunten Mischung gepflanzt wurden. Nach kurzer Rast in der Hiebammen Hütte wanderst Du hinauf zu Borbergs Kirchhof, einer kleinen Kapelle mitten im Wald. Dann überquerst Du auf schmalen Pfaden die „Ginsterköpfe“. Hinunter geht´s zum Kunstobjekt „Feuereiche“, bevor Du Dich in Bruchhausen entscheiden musst: Rast im Rosenbogen mit Mechthilds Gewittertorte oder aber Fernblick auf dem Feldstein, dem einzigen begehbaren Felsen der Bruchhauser Steine. Für beides musst Du den Rothaarsteig kurz verlassen. Zum Abschluss der Etappe bleibt der Gang hinauf auf den Richtplatz. Das mittelalterliche Gericht dort oben ist allerdings Geschichte, keiner muss mehr hängen, egal, was er auf dem Kerbholz hat. Von hier geht’s es steil bergab nach Willingen, dem Ende der ersten Etappe.

Es hilft alles nichts, zu Beginn der zweiten Etappe geht es wieder hinauf auf den Richtplatz. Dem verschlungenen Grenzweg folgend, kommst Du auf den höchsten Berg der Tour, den Langenberg (843 m), der gleichzeitig auch der höchste Berg in Nordrhein-Westfalen ist. Die bessere Aussicht bietet sich bald von dem weitgehend waldfreien Clemensberg in der Niederfelder Hochheide. Du bleibst auf der Höhe und folgst Pfaden und Forstwegen über den Hillekopf ins Höhendorf Küstelberg. Wer trotz der vielen Fernblicke auch noch auf den Weg schaut, steht bald am Wagenschmier. Die Geologen werfen einen Blick in den Steinbruch, die Historiker einen Blick in den Schlund der alten Heidenstraße. Von hier folgst Du auf Pfaden und Waldwegen der Heidenstraße bis zur Ruhrquelle, der Namensgeberin des gesamten Ruhrgebietes. Das Ziel der zweiten Etappe ist nahe. Winterberg schon fest im Blick, tauchst Du kurz vor Ende noch in die bizarre Welt des Helletals ein. Hochgebirge im Winterberger Stadtzentrum! In der Stadt kannst Du Dich kulinarisch verwöhnen lassen.

Oben sein, oben bleiben. Die dritte Etappe startet in Winterberg und führt schnurstracks auf einem schmalen Pfad auf den Kahlen Asten (842 m). Im Sommer ist seine Majestät eine Heidelandschaft, im Winter eine Skulpturenlandschaft. Raureif und Wind machen aus jedem Strauch ein Kunstwerk. Du bleibst auf dem „Dach des Sauerlandes“. Eine Gratwanderung – nicht nur für Schwindelfreie – folgt nun über die Höhendörfer Neuastenberg und Langewiese. Links der Blick ins Oderborntal, rechts der Blick ins Lennetal. Hinter dem Heidenstock teilt sich der Rothaarsteig in Tal- und Kammvariante. Du verlässt den Kamm des Rothaargebirges (und damit auch den Kammweg des Rothaarsteiges) und wanderst auf der Talvariante nach Schanze. Immer noch auf dem Kamm gelegen aber das Ende für Fahrzeuge aller Art und der Anfang einer herrlich ruhigen Nacht am Ende der dritten Etappe.

Die Talvariante des Rothaarsteiges führt am Anfang der vierten Etappe unter dem dichten Dach eines urwüchsigen Buchenwaldes hinab in das schluchtartige Grubental. Von steilen Talhängen geschützt und einem glucksenden Bach begleitet geht es immer bergab. Auch in Latrop hat die motorisierte Welt ihr Ende. Hier kannst Du Dich noch Mal stärken, bevor Du Latorp auf schmalen Pfaden verlässt und hinauf zur Millionenbank wanderst, und damit wieder zurück auf den Rothaarkamm. Stetig ansteigend führt der Steig wieder in die Höhe. Wieder  auf dem Kamm, bist Du mitten im Wisent-Land. Mit etwas Glück begegnet Dir die hier seit 2013  freilebende  Herde von ca. 20 Wisenten. Aber keine Sorge! Mit respektvollem Abstand kannst Du den gemütlichen Tieren aus dem Weg gehen und sie betrachten. Weiter geht es über die Höhe nach Schanze und über Pfade und Waldwege, vorbei am Margareten Stein zum Rhein-Weser-Turm, dem Ende der vierten Etappe.

Von der Rhein-Weser-Wasserscheide geht es hinab ins Schwarzbachtal, weiter durch das schmale Habbecke-Tal dann wieder hinauf auf die Heinsberger Heide. Das ist der Abschnitt der fünften Etappe, der vor allem Pflanzenfreunde begeistert. Der Abschnitt vom Dreiherrnstein zur Ginsburg hingegen ist eher ein Abschnitt für die Historiker unter den Wanderern. Wer genau hinhört, kann an der Ginsburg noch das Scheppern der Schwerter von Wilhelm I. von Oranien-Nassau und seinen Soldaten hören. Der Blick bis zum Siebengebirge ist beeindruckend! Auf dem letzten Wegstück führt der Rothaarsteig zum Giller (653m) mit dem stählernen, 18 Meter hohen Gillerbergturm als Aussichtspunkt. Zielort der Etappe ist schließlich der Hilchenbacher Ortsteil Lützel.

Auf seiner sechsten Etappe führt der Rothaarsteig vom Dach des Siegerlandes in das Quellgebiet dreier großer Flüsse: Lahn, Sieg und Eder. Zu Beginn triffst Du auf die ausgeprägten Moorlandschaften entlang der Eder bis zur Ederquelle. Von der Quelle der Eder führt der Rothaarsteig dann in östliche Richtung über die Kohlenstraße nach Benfe und weiter zur Quelle der Sieg. Die Namensgeberin für das Siegerland mündet nach 155 km in den Rhein. Noch einmal drei Kilometer auf dem Weg und das Ziel der sechsten Etappe ist erreicht: Die Quelle der Lahn am Lahnhof. Wie die Sieg fließt auch die Lahn dem Rhein zu, jedoch erst nach 246 km Flusslauf. 

Vom Lahnhof aus geht es über Pfade und Forstwege in das berühmte Ilsetal. Vorbei an einem kleinen Waldfriedhof führt der Rothaarsteig zur Ilsequelle, einer seit dem Mittelalter bekannten Heilquelle. Im Mittelalter sind die Menschen in Scharen an diesen Ort gepilgert, um durch das Wasser zu genesen. Nimm eine Kostprobe mit den bereitgestellten Trinkbechern. Aus der Kohlenstraße wird die Eisenstraße, auf die Du am Jagdberg triffst. Über teilweise historisches Pflaster kunstvoll gesetzter Steine geht es immer über den Gebirgskamm nach Süden, teils Pfad, teils Waldweg. Die alten, knorrigen Buchen am Weg sind alte Grenzbäume, links Hessen-Nassau (heute Hessen), rechts preußische Provinz Westfalen (heute NRW). Ein kurzer Abstecher zur Dillquelle und zur Aussichtsplattform „Nase im Wind“ bevor die Etappe in Wilgersdorf endet.

Auf der letzten Etappe des Weges kehrst Du von Wilgersdorf wieder zurück auf den Rothaarsteig. Auf der Kalteiche trennt sich die Westerwaldvariante vom Hauptweg. Du folgst dem Hauptweg hinunter zum Naturdenkmal Lucaseiche. Eine imposante alte Eiche mit einem Umfang von 3,85 Metern und einer Höhe von 27,5 Metern. Vorbei am idyllisch gelegenen Forsthaus Steinbach wanderst Du hinunter ins Dilltal. Kraft tanken für den Anstieg auf den Galgenberg. Wer es ganz eilig hat, kürzt hier ab hinab in die Stadt. Die Genießer aber bleiben auf dem Rothaarsteig und nähern sich Dillenburg langsam von Norden. Vom Bismarcktempel aus steigst Du auf schmalen Pfaden schnurstracks in die Dillenburger Altstadt ab.